Bei der WM-Premiere des olympischen Formats (Boulder & Lead-Bewerb) holte Pilz in der PostFinance Arena nach einer beherzten Vorstellung mit Silber nicht nur ihr viertes WM-Edelmetall, sondern sicherte sich auch einen der drei begehrten Fixplätze für die Olympischen Sommerspiele in Paris 2024.
Mit Spannung wurde der Boulder & Lead-Bewerb, inklusive der ersten Qualifikationsmöglichkeit für die Olympischen Spiele in Paris 2024, erwartet. In der PostFinance Arena in Bern lieferten sich die besten acht Athletinnen ein packendes Rennen um die begehrten Olympia-Tickets. Am Ende war es einmal mehr Olympiasiegerin Janja Garnbret (177 Punkte), die sich Gold holte. Silber ging an das rot-weiß-rote Kletter-Ass Jessica Pilz mit 157,1 Punkten. Die Japanerin Ai Mori startete im Vorstieg eine unglaubliche Aufholjagd und sicherte sich am Ende mit 140,6 Punkten noch Bronze.
Die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin zeigte sich am entscheidenden Finaltag in absoluter Top-Form, erkämpfte sich auf den vier anspruchsvollen Final-Bouldern zwei Tops und holte bei den verbleibenden beiden jeweils beide Zonen. Mit 69 Punkten (maximal wären 100 Punkte möglich gewesen) und Platz drei brachte sich die 26-Jährige in eine großartige Ausgangsposition für den abschließenden Lead-Bewerb, ihre Paradedisziplin. Dort sollte Pilz als dritte Starterin am Freitagabend einmal mehr auf den Punkt abliefern. Die Olympia-Teilnehmerin von Tokio behielt die Nerven, ließ sich vom Druck nicht aus dem Konzept bringen und erreichte am Ende mit 48+ Griffen und 157,1 Punkten Platz zwei. Der Jubel über Silber und das angepeilte Olympia-Ticket war bei der heimischen Vorzeigesportlerin dementsprechend groß und zauberte ihr einen breiten Grinser ins Gesicht.
„Ein perfekter Tag. Es hätte nicht besser aufgehen können. Die Boulder-Runde ist mir heute richtig entgegengekommen und ich habe schnell meinen Rhythmus gefunden. Nach den vier Bouldern war ich richtig kaputt und habe gewusst, es ist noch alles offen. Das war dann die ganze Zeit im Hinterkopf. Ich wollte nicht rechnen, ich wollte einfach an die Wand gehen und meine Leistung abrufen. In der Route habe ich mich um einiges besser gefühlt als im Halbfinale. Ich bin ins Fighten gekommen und es hat unglaublich Spaß gemacht“, so Pilz in einer ersten Reaktion. Nach ihrer beeindruckenden Performance in der Final-Route begann das nervenaufreibende Warten. Doch es sollte ein Happy End geben: „Es war meine beste Lead-Leistung in den letzten zwei Wochen. Mir haben die Trainer dann schon immer die Ringe gezeigt. Ich war in der Schule nicht so schlecht in Mathematik, aber ich hatte dann keinen Durchblick mehr. Es ist einfach surreal. Diese Medaille gibt ein unglaublich cooles Gefühl. Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen.“
Die nunmehr vierfache WM-Medaillengewinnerin hat als Draufgabe auch ihr Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Paris fix und kann frühzeitig für ihre zweite Olympia-Teilnahme planen. „Ich bin so froh, dass es schon beim ersten Anlauf geklappt hat. Es war die letzten Tage wirklich ein großes Thema, zumal ich nach den Einzeldisziplinen noch mit leeren Händen dagestanden bin. Ich habe es gehofft, aber im Combined kann immer so viel passieren und es sind die besten Athletinnen am Start. Ich war den ganzen Tag unglaublich nervös. Jetzt fällt viel Last von meinen Schultern und ich bin überglücklich. Paris 2024 kann kommen – ich hab es geschafft!“
Zum Abschluss der Kletter-Weltmeisterschaften in Bern kämpft Olympia-Bronzemedaillengewinner Jakob Schubert am morgigen Samstag um 16:00 Uhr in der PostFinance Arena nicht nur um seine elfte WM-Medaille, sondern auch um das frühzeitige Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Paris 2024.